Das Kniegelenk – ein kurzer Überblick
Unser Kniegelenk ist das größte im menschlichen Körper und stellt eine bewegliche
Verbindung zwischen Ober- und Unterschenkel, sowie der Kniescheibe dar. Wegen der
anatomischen Form des Kniegelenks und der komplexen inneren Komponenten
(Menisken, Kreuzbänder, Seitenbänder) sowie der dazugehörigen Muskulatur, ist
dieses Gelenk sehr verletzungsanfällig und auf lange Sicht von
Abnutzungserscheinungen (Arthrose) geplagt.
Aufgrund von Fehlhaltungen, mangelnder Bewegung oder Überbelastung ist ein
Zusammenspiel dieser Strukturen oft nicht mehr reibungsfrei möglich - Schmerzen
rund um das Kniegelenk (Vorder-, Innen– oder Außenseite des Knies sowie in der
Kniekehle) und Bewegungseinschränkungen entstehen.
Was sind die Ursachen für Knieschmerzen?
Traumatisch / Akut
Es muss unterschieden werden, wie es zu den Schmerzen im Kniegelenk gekommen
ist. Liegt ein klares Trauma vor (z.B. „Umknicken“, „Knie verdreht“)kann eine
Meniskusläsion, eine Kreuzbandruptur oder eine Bandverletzung in Betracht
kommen. Weitere Anzeichen für eine akute Problematik sind die klassischen
Entzündungszeichen: Rötung, Überwärmung, Schmerzen, Schwellung und
Bewegungseinschränkung. Hierfür gibt es zahlreiche Ursachen.
Suchen Sie bitte umgehend einen Arzt auf!
Funktionell
Unsere Theorie zur Entstehung von Knieschmerzen:
Durch unseren heutigen Lebensstil schränken wir selbst die Bewegung des Körpers
und dadurch der Kniegelenke ein. Täglich sitzen wir ca. 11 Stunden, während der
Arbeit (Büro), zu Hause (TV, PC) oder im Auto. Dadurch wird die volle Beweglichkeit
unserer Gelenke, Muskeln, Faszien und Nerven nicht ausgenutzt. Die Folge ist eine
Verkürzung aller genannten Strukturen mit zunehmender Abnahme der Kraft, der
Muskulatur und der Beweglichkeit.
Zum Beispiel: Falsches Sitzen auf einem Stuhl
Die Folge ist eine
Verkürzung der Waden- sowie der Oberschenkelmuskulatur. Dies
erzeugt durch ihre Verspannung einen zunehmenden Druck auf das Kniegelenk und
dadurch
kippt das Becken nach hinten. Die Folge: durch die Position des
Rundrückens entsteht
mehr Spannung in der Hüftbeugemuskulatur und der
Lendenwirbelsäule (LWS) sowie auf die Gelenke der unteren Extremitäten. Der
Teufelskreislauf beginnt:
Muskeln verkürzen, Faszien verkleben, die Beweglichkeit nimmt ab,
Stoffwechselprozesse werden gehemmt, Knorpelgewebe wird nicht ausreichend
versorgt, die Schmerzen nehmen zu...
Dieses Überlegungsmodell trifft auch zu, wenn bereits
Vorerkrankungen, wie zum Beispiel ein Meniskusschaden oder eine
beginnende Arthrose, vorhanden sind. Denn die verkürzten und verklebten Muskeln verstärken die
Gelenksbeschwerden – es entsteht mehr Druck im Gelenk!
Die „Negativspirale“ muss also unterbrochen werden, um Schmerzen zu lindern,
die Beweglichkeit zu normalisieren und die Heilung zu unterstützen.
Was ist noch zu beachten?
Der menschliche Körper ist stets als Ganzes zu betrachten, d.h. das Kniegelenk
kann nicht isoliert gesehen und behandelt werden. Wie oben beschrieben,
beeinflussen die oberen Segmente (Becken- und/ oder Schulterschiefstand) oder die
unteren (Fußstellung) den Schmerzkreislauf. Auch hier gilt das ganzheitliche
Arbeiten unserer Praxis!
Achten Sie auf festes Schuhwerk, richten Sie sich während des Sitzens auf oder probieren Sie auf einem Gymnastikball zu sitzen!
Was können Sie selbst aktiv beisteuern?
Im Zuge meiner Bachelorarbeit habe ich mich ausführlich mit der Thematik der
Gonarthrose ( = Kniegelenksarthrose) und einem Krafttraining der Beinmuskulatur
beschäftigt.
Beim Durcharbeiten und Auswerten einiger Studien bin ich zu dem Ergebnis
gekommen, dass eine Kombination des Trainings aus Entlastung, Kräftigung und
Dehnen zu einer deutlichen Schmerzreduktion sowie einer Steigerung der Kraft
und Stabilität im Kniegelenk führt.
Folgende Übungen zeigten sich als effektiv:
Entlastung durch Pendeln
- setzen Sie sich z.B. auf einen Tisch, sodass Ihre Beine frei schwingen können
- die Oberschenkel sollen komplett aufliegen, um Scherbewegungen im Kniegelenk zu vermeiden
-
um Traktion (= Zug) und somit Entlastung des Kniegelenks zu erreichen, legen
Sie Wander- oder Skischuhe an oder benutzen Sie ca. 2kg- schwere
Gewichtsmanschetten an jedem Knöchel
- pendeln Sie locker mit den Beinen 1- 2 Minuten vor und zurück
-
Effekt: Entlastung des Kniegelenks vor allem bei akuten Schmerzen Aktivierung der Gelenkschmiere
Training der Bein- und Gesäßmuskulatur
-
Seitenlage; ziehen Sie das unten liegende Bein in die Beugung und halten Sie es
fest => dadurch wird die LWS entlastet
- heben Sie das oben liegende Bein an, strecken Sie es nach hinten
- dabei sollte sich das Kniegelenk, der Unterschenkel und das Sprunggelenk auf einer Höhe befinden
- beidseits; atmen nicht vergessen; 15 Sekunden das Bein hinten halten; 7 Wiederholungen
- Effekt: Kräftigung der Gesäßmuskulatur, die zur
Stabilisation des Beckens nötig ist, Mobilisation des Hüftgelenks
- Stand; aufrechte Haltung; fester Stand
- befestigen Sie das Theraband z.B. an einem Tischbein
- steigen Sie in die Schlaufe, strecken das Kniegelenk und ziehen Sie die Zehen an
- führen Sie das Bein nach hinten
- nicht den Oberkörper bewegen!
- beide Beine trainieren, Atmung nicht vergessen; 15 Wiederholungen; 3 Sätze
- Effekt: Training der gesamten Bein- und Gesäßmuskulatur, Mobilisation des Hüftgelenks
- Stand; aufrechte Körperhaltung, breitbeiniger Stand
- Gymnastikball oder wahlweise ein Handtuch / kleineren Ball in den unteren Rücken „klemmen“
- führen Sie aus dieser Position eine Kniebeuge durch
- die Kniescheibe soll nicht über die Zehenspitzen hinausragen!
- 15 Wiederholungen, 3 Sätze
- Effekt: Kräftigung der Bein- und Gesäßmuskulatur
Eine gute Ergänzung zum aktiven Training
der Beinmuskulatur bietet das Radfahren
Dehnen der Beinmuskulatur
Oberschenkelrückseite
- Rückenlage; positionieren Sie Ihre Beine an einem Türstock
-
ein Bein im 90° Winkel der Hüfte strecken, ziehen Sie die Zehen Richtung Nase,
strecken Sie das Kniegelenk und legen Sie beide Arme nach oben über den Kopf
- diese Position für 20 Sekunden halten, die Spannung lösen und 3mal wiederholen
- im Anschluss das andere Bein
Oberschenkelvorderseite
- Stand; unbedingt eine Möglichkeit zum Festhalten suchen!
-
legen Sie ein Bein auf einen Gymnastikball und stellen Sie das andere Bein in
Schrittstellung nach vorne
-
greifen Sie mit der Hand um das Sprunggelenk und ziehen Sie das Kniegelenk in
die Beugung
- versuchen Sie dabei die Zehen locker zu lassen
- diese Position für 20 Sekunden halten, die Spannung lösen und 3mal wiederholen
- im Anschluss das andere Bein
Eine Alternative zur Dehnung der Oberschenkelmuskulatur in Seitenlage
-
Seitenlage; unteres Bein maximal in Hüfte sowie Knie beugen und mit der unten
liegenden Hand festhalten- dadurch wird die LWS entlastet
-
mit der anderen Hand greifen Sie das oben liegende Bein oberhalb des Knöchels
-
achten Sie darauf den Fuß und die Zehen zu entspannen
- ziehen Sie das obere Bein nach hinten, während das Becken vorne bleiben sollte
- diese Position für 20 Sekunden halten, die Spannung lösen und 3mal wiederholen
- im Anschluss daran das andere Bein
Wadenmuskulatur
Für diese Dehnung verweise ich auf folgenden Artikel:
März
Wenn die „Hexe“ wieder
zuschlägt...
Gwendolyn Langer
Mehr lesen
Tun Sie Ihren Kniegelenken etwas Gutes und starten Sie jetzt mit unseren
Übungsvorschlägen. Bewegung und Kräftigung sind die ersten Schritte, um
den Schmerzkreislauf zu unterbrechen!